Die Sammlungen der ehemaligen Kölner Jesuiten
Schon bald nach der Gründung ihrer Ordensniederlassung in Köln im Jahre 1542 haben die Jesuiten mit dem Aufbau einer umfangreichen Sammlung von Büchern, Zeichnungen und Grafiken, Portraits und Gemälden sowie naturwissenschaftlichen Instrumenten begonnen. Ihre überregional bedeutende Sammlung fiel nach der Auflösung des Ordens im Jahre 1773 und vor allem nach dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen in Köln im Jahre 1794 jedoch wie viele andere europäische (Kunst)sammlungen auch vielfältigen Zugriffen und Zerstreuungen zum Opfer: Ein erheblicher Teil der wertvollen Bücher, Grafiken und Zeichnungen befindet sich heute noch im Pariser Louvre bzw. der Bibliothèque de France. Die in Köln verbliebenen Teile der jesuitischen Sammlungen waren bis ins 20. Jahrhundert hinein einer weiteren wechselvollen Geschichte ausgesetzt. Heute ist der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds Eigentümer der in Köln noch vorhandenen Objekte.
Ein von 2020 bis 2021 vom Landschaftsverband Rheinland gefördertes und vom Kölner Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit initiiertes Kooperationsprojekt mit dem Rheinischen Bildarchiv und dem Museumsdienst der Stadt Köln verfolgte das Ziel, die in verschiedenen Kölner Gedächtnisinstitutionen bewahrten, erforschten und ausgestellten Objekte über das digitale Medium in ihrem ehemaligen historischen Sammlungszusammenhang erkennbar und als Teil unseres kulturellen Erbes verständlich zu machen. Die drei genannten institutionellen Kooperationspartner haben dafür verschiedene digitale Wissenszugänge vor allem für ein breiteres Zielpublikum entwickelt. Parallel dazu wird die Geschichte der Kölner Jesuitenbibliothek über eine eigene Datenbank an der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln erschlossen und präsentiert.
Viel Spezialwissen über zigTausende Objekte steckt in den Tiefen von Datenbanken, aber wie macht man dieses Wissen auch für Nicht-ExpertInnen anschaulich und zugänglich? In der Datenbank Kulturelles Erbe Köln sind aktuell mehr als 5400 Grafiken, 500 Zeichnungen, 23 Portraits und 80 Objekte aus dem physikalischen Kabinett der ehemaligen jesuitischen Sammlungen mit unterschiedlichem Erschließungsstand erfasst. Die Daten der hier hinterlegten jesuitischen Objekte werden auf der ersten Ebene durch unterschiedliche vorformulierte Suchanfragen strukturiert und die jeweiligen Teilsammlungen über Bildkacheln zugänglich gemacht. Auf diese Weise gewinnt man bereits über die einzelnen Objektgattungen ein erstes Bild von der Zusammensetzung der ehemals umfangreichen Sammlung. Auf einer weiteren Ebene werden thematische Zugangsmöglichkeiten über die exemplarische Anwendung eines dafür entwickelten und in die Datenbank integrierten (in Zukunft auch erweiterbaren) Thesaurus angeboten. Kurze Infotexte erleichtern den Einstieg in die jeweilige Sammlungsthematik.
Diese direkten objektbezogenen Zugänge über die Datenbank Kulturelles Erbe Köln ergänzen zum einen die am Kölner Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit entstandene digitale Publikation zum gesamten Sammlungskontext. Zum anderen werden die Datenbankobjekte aber auch direkt in die vom Museumsdienst der Stadt Köln entwickelte spielerische Web-App zu den Kölner Jesuitensammlungen über Action Bound integriert. So bieten die digitalen Angebote der Kooperationspartner aus Wissenschaft, Museen und Bildarchiv jeweils flexible Wissenszugänge und insgesamt einen breiteren Einstieg in den Sammlungszusammenhang der ehemaligen Jesuiten in Köln.
Weitere Links
MAP-History Cologne bietet verschiedene mediale Einstiegsformate.
Kurze Blogbeiträge rund um die Sammlungen und ihre Objekte.
Die Sammlungen der ehemaligen Kölner Jesuiten – Eine Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek, Launch Ende 4. Quartal 2022.