Die Gedenktopografie Siegburgs zur NS-Zeit zeigt in Bezug auf die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung die sich über die Jahrzehnte etablierte Gedenkinfrastruktur: Neben den STOLPERSTEINEN des Bildhauers Gunter Demnig, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, befinden sich weitere Gedenkobjekte am Ort der ehemaligen Synagoge und auf dem jüdischen Friedhof. Die Synagoge stand am Brauhof (das Straßenschild trägt den Zusatz „Platz an der ehemaligen Synagoge“). Seit 1988 erinnert ein Brunnen in Form eines Davidsterns von Oswald Schneider an die Ermordung der Siegburger jüdischen Gemeinde. Die umlaufende Inschrift hat folgenden Text: „Hier stand seit 1841 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde, der mehr als 300 Mitglieder angehörten. Die Synagoge fiel am 10. 11. 1938 den Flammen der Pogromnacht – Reichskristallnacht – zum Opfer. Durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft – 1933–1945 – wurde der größte Teil der Gemeindemitglieder ermordet. Ihr Tod soll uns Mahnung sein.“
Auf dem jüdischen Friedhof steht seit 1962 ein Gedenkstein mit folgender Inschrift: „Zum Gedenken an den verdienstvollen Seelsorger und Lehrer Salomon Seelig und die zahlreichen Brüder und Schwestern der Jüdischen Gemeinde Siegburg sowie der benachbarten Gemeinschaften, die dem Terror des nationalsozialistischen Regimes in den Jahren 1933–1945 zum Opfer fielen. Den Überlebenden zur steten Erinnerung der Nachwelt zur dauernden Mahnung“. 2009 wurde zusätzlich ein Gedenkstein für die Familie Rochmann eingeweiht (ein STOLPERSTEIN liegt in der Holzgasse).
Auf dem Nordfriedhof befindet sich eine Kriegsgräberanlage für sowjetrussische Kriegsgefangene bzw. Zwangsarbeiter. Sie gehört mit zu den größeren Anlagen dieser Art im Rheinland. Die kyrillische Inschrift ist in Englisch und Deutsch übersetzt und lautet: „Ewige Ehre für unsere Kameraden, die während der deutschen Nazi-Sklaverei gefallen sind. 1941–1945“. Die Grabsteine sind aufrecht stehende Grabplatten aus Betonguss, der aus Trümmerschutt gefertigt wurde (aus dem gleichen Material ist das Denkmal der Kriegsgräberanlage gefertigt) und tragen die Namen der Toten. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um Grabsteine der 2. Genration, d.h. sie sind unmittelbar nach 1945 noch von den Kameraden der Toten aufgestellt worden.
1984 wurde an der Ruine des Ulrather Hofs eine Gedenktafel angebracht, die an die Hinrichtung von drei Luxemburgern erinnert. Die Inschrift hat folgenden Text: „Hier wurden am 23. 8. 1944 drei junge Luxemburger erschossen: Jean Bück, 23 Jahre, Marcel Charpentier, 20 Jahre, Camille Körner, 19 Jahre. Mit ihnen wurden sieben weitere luxemburgische Geiseln an anderen Orten hingerichtet. Sie wurden Opfer des Faschismus. Möge nie wieder Gewalt und Terror in unserem Lande herrschen!“
Auf dem Nordfriedhof steht seit 1947 das VVN-Mahnmal, das den „politischen Opfern 1933–1945“ gewidmet ist. Es gehört damit zu den ältesten Mahnmalen im Rheinland, die an die NS-Verfolgung und den Widerstand gegen die NS-Diktatur erinnern. Die einleitende Inschrift lautet: „Wir kämpften und starben für Freiheit und Recht“.
In der Kaiserstraße 108 hängt seit 1987 an dem ehemaligen Volkshaus (Gewerkschaftshaus) eine Gedenktafel, die an die Besetzung des Hauses durch die SS erinnert. Der Text lautet: „Zum Gedenken an die 16 mutigen Arbeiter, die hier das Volkshaus in der Nacht vom 14. zum 15. Februar 1933 unter Einsatz ihres Lebens gegen SS-Terror verteidigten.“
Ein Paul-Schneider-Saal erinnert in der evangelischen Auferstehungskirche in der Annostraße an den Pfarrer, der Mitglied der „Bekennenden Kirche“ war und 1939 im KZ Buchenwald ermordet wurde. Er gilt als der erste evangelische Märtyrer.
Drei Gedenkobjekte sind in der Stadt dem Thema Flucht und Vertreibung gewidmet. Die Bunzlaustraße, die an die schlesische Stadt erinnert und für die die Stadt Siegburg seit 1953 die Patenschaft übernommen hat, ein Bunzlau-Gedenkstein (1960 eingeweiht) und eine Gedenktafel für den Pfarrer im ehemaligen Bunzlau, Paul Sauer, an der St. Servatius Kirche.
Hans Hesse