Die mit Abstand am ausdifferenzierteste Gedenktopografie zur NS-Zeit im Landkreis Düren ist in der Stadt Düren zu finden. Und sie ist verbunden mit dem Namen des Bildhauers Ulrich Rückriem. Kern der Dürener Gedenkinfrastruktur sind die zehn Rückriem-Stelen des Künstlers. Sie markieren authentische Orte innerhalb des Stadtgebiets, die mit wichtigen Ereignissen des NS-Terrors und Widerstands gegen die Diktatur verknüpft sind: Die Stele in der Schützenstraße thematisiert die NS-Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. An dieser Stelle stand ehemals die Synagoge; In der Wernersstraße befand sich das ehemalige Friedrich-Ebert-Jugendheim, das nach der so genannten Machtergreifung von den Nationalsozialisten besetzt und in “Schlageter-Heim” umbenannt wurde. In der Folgezeit entwickelte es sich zur “Zentrale des Terrors” in Düren. Verhaftungen, Verhöre, Folterungen spielten sich an diesem Ort ab; Die Gerstenmühle diente ab 1938 als Sammellager für die jüdische Bevölkerung und als erster Sammlungspunkt vor den Deportationen bis 1941; das Amtsgericht steht für NS-Unrechtsjustiz; in Arnoldsweiler befand sich ein großes Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager. Über 1.500 Menschen wurden hier ermordet, erlagen ihren Erkrankungen infolge der unzureichenden medizinischen Versorgung oder starben durch Unterernährung. Nach 1945 wurden die Toten auf dem Kriegsgräberfriedhof Rurberg in Simmerath (Landkreis Aachen) bestattet; in Birkesdorf, am Altes Rathaus wird das Thema Widerstand gegen NS-Diktatur und NS-Terror aufgegriffen; die Rheinische Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt steht für das Kapitel Euthanasie und Krankenmorde; in Gürzenich wird beispielhaft das Schicksal einer Synagogengemeinde auf dem Land erläutert; in Lendersdorf befand sich in der Thuirs Mühle ein weiteres Sammellager und somit Ausgangspunkt für die Deportationen und späteren Ermordungen der jüdischen Bevölkerung; in Mariaweiler wurde die Gesamtschule in Anne-Frank-Gesamtschule umbenannt. Ergänzend zu diesen Markierungen bietet eine Homepage im Internet alle Informationen zu diesen Orten und zum Projekt (www.duereninfo.de/stelen/konz.html). Darüber hinaus befinden sich STOLPERSTEINE des Künstlers Gunter Demnig in der Stadt und einige wenige Straßennamen erinnern an NS-Opfer.
Das Weltkriegsgedenken in der Stadt Düren wird von dem Gedenken an den Luftangriff am 16. November 1944 dominiert. Zwei Schwerpunkte sind zu konstatieren: Das Gedenken auf dem Ostfriedhof in der Friedensstraße und das Mahnmal “Flammenengel” von dem Bildhauer Adolf Wamper am Rathaus. Die Kriegsgräberanlagen auf dem Ostfriedhof zeigen zahlreiche Erinneurngsspuren an diesen Bombenangriff auf. Mit annähernd 3.000 dort beerdigten Soldaten und Zivilpersonen gehört er zu den größten Kriegsgräberanlagen im Rheinland. Vor dem Rathaus steht die zentrale Gedenkstätte der Stadt. Das Mahnmal stammt von dem Bildhauer Adolf Wamper, der sich durch zahlreiche Skulpturen den Nationalsozialisten andiente. Eine Tafel weit seit dem 16. November 2012 am Mahnmal darauf hin. Damit ist dieser Platz als Gedenkort massiv in Frage gestellt. Die Zukunft wird zeigen, wo in den kommenden Jahren die zentralen Veranstaltungen stattfinden werden.
Das Thema Flucht und Vertreibung ist im Stadtgebiet breit vertreten. Ein Straßennamenscluster zu den ehemals deutschen Ostgebieten bietet den ersten Hinweis. Im Rathaus erinnert eine Bronzetafel an das Thema. Sie zeigt einen Flüchtlingstreck, eine Ikone des Vertriebenengedenkens. Auf dem Ostfriedhof erinnern seit 1978 drei Gedenksteine an die Toten aus den Gebieten Schlesien, Sudetenland und Ost- und Westpreußen.
Hans Hesse