Jülich verfügt nach der Stadt Düren über die zweitausdifferenzierteste Gedenklandschaft im Landkreis Düren. Am umfassendsten ist die Gedenktopografie zum Weltkriegsgedenken. Aber wie in den anderen Städten des Landkreises gilt auch für Jülich, dass die ursprüngliche Gedenkinfrastruktur im II. Weltkrieg weitgehendst zerstört wurde und nach 1945 nahezu komplett neu errichtet werden musste. Und ebenso gilt für Jülich, dass es überproportional viele Kriegsgräberanlagen gibt. Ergänzt wird das Weltkriegsgedenken durch einen Straßennamencluster zu ehemaligen deutschen Ostgebieten.
Das Gedenken an die NS-Verfolgung und den Widerstand gegen die NS-Diktatur ist konzentriert auf die NS-Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Am Ort der ehemaligen Synagoge und auf dem jüdischen Friedhof sind entsprechende Gedenkobjekte zu finden. Auf dem Probst-Bechte-Platz befindet sich das zentrale Mahnmal zur NS-Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. 2001 eingeweiht, von dem Bildhauer Michael Wolf gestaltet, weist es die Besonderheit auf, dass es ursprünglich in Jüchen (Rhein-Kreis-Neuss) aufgestellt werden sollte. Es nennt die Namen der ermordeten Juden.
Ein Denkmal in Jülich-Iktebach erinnert an das dortige Zwangsarbeiterlager. Vermutlich hielten sich am 29. September 1944 ca. 1.500 Menschen im Lager auf, als das neben dem Lager liegende Reichsbahnausbesserungswerk Jülich Süd bombardiert wurde. Schutzlos, weil ihnen das Betreten von Schutzräumen verboten war, waren die Menschen den Bombenangriffen ausgesetzt. Nach dem Angriff bot sich den Zeitzeugen ein Bild des Grauens: Überall lagen zerfetzte Menschenleiber, verwundete Menschen, Kinder, Frauen, Männer liefen orientierungslos umher. Wie viele Opfer es gegeben hat, ist nicht gesichert bekannt. Die Zahlen schwanken zwischen 120 und 400. Man bestattete sie eiligst in den Bombentrichtern. Nach dem Krieg wurden diese Stellen mit Pappeln bepflanzt. 1985 schließlich wurde das von dem Bildhauer Friedel Denecke geschaffene Mahnmal eingeweiht.
Hans Hesse